Preis 9,90 €

Im Bremer Kellner-Verlag ist ein Buch von Bernhard Baumeister erschienen:

 

Immobilien Poker

35 Jahre bremische Irrungen und Wirrungen
B.B. War Abteilungsleiter bei der Neuen Heimat , heute wieder Gewoba, Betriebsrat,
Funktionär der HBV, in der  Angestelltenkammer in den 80 ern zeitweise (ehrenamtlicher ) Präsident. Dort ist er mir über den Weg gelaufen, ich war damals im Personalrat, dann hat man automatisch mit den Funktionären zu schaffen.

Von daher auch  zunächst mein Interesse an dem Buch, ich hörte von 2 Kapiteln darin über die Kammer. Irrungen und Wirrungen heisst ein bekanntes Buch von Theodor Fontane über unglückliche, nicht standesgemäße Liebschaften in Preußen. Insofern passt der Titel nicht, der Niedergang der Neuen Heimat ist auch keinem Pokerspiel geschuldet. Ich nenne es Machenschaften und Machtkämpfe, als Funktionär hat man reichlich damit zu tun, mitunter wirkt es wie die Hauptsache. Wesentliche politische Vorgänge geraten aus dem Blick, die Umbrüche und Krise der 80 er Jahre werden kaum refelektiert.

Wir erfahren viel über den Werdegang des pfiffigen Kerlchens! So kann B.B. mit 5 Jahren Skat und Schach spielen. All das wird in zahllosen Anekdoten ausgebreitet, private Gespräche mit der Ehefrau, südfranzösische Küche bis spät in die Nacht im Garten bei einem oder mehreren Gläsern Cote du Rhone bleiben unvergessen. Sowas ist Kitsch, auch wenn zu Hause der Lammbraten von Bernhard zubereitet wird und der Rotwein samtig mundet, müssen und wollen wir das nicht wissen. 

Manches kommt auch gestelzt als Verlautbarung daher. „Da hast du eine große 'Chance vertan, die Forderung aller fortschrittlichen Kräfte in der BRD vorzutragen und eindeutig die Nachrüstung zu verurteilen“.
Literarisch ist dieser sogenannte Real-Roman misslungen. Anekdoten aneinander gereiht, privater Kitsch und Verlautbarungen ergeben kein gut zu lesendes Buch, es ist sehr von Eitelkeiten des B.B. getrieben.
Interessante Überlegungen  könnten zum Beispiel generell zum Niedergang gewerkschaftlicher Einrichtungen, nicht nur der Neuen Heimat oder  der Arbeiterbewegung seit dem Zusammenbruch des Real-Sozialismus angestellt werden.
Gedanken kann man  sich auch über Funktionäre  machen, die mit sich und ihren Machtpositionen beschäftigt sind. Davon finden wir kaum etwas.
Zum Ende   des Buches und der Karriere hilft Bernhard noch in „seinem“ Stadtteil in der Vahr Unterschriften gegen den Verkauf der GEWOBA-Wohnungen zu sammeln.
Das ist eine gute Tat und soll gelobt werden.
An schönen August-Tagen machen Rezensionen manchmal keinen Spaß.

Wilfried  Grünhagen