Gesellschaftsspiele von Louise Jacobs

Klappentexte sind hohl und dröhnend, noch als Teil des Buches sind sie Werbung für das Produkt, ihre Aufgabe ist es mit Übertreibungen und Lob den Verkauf zu fördern, Selten geht ein Autor oder Verleger gegen diesen Unsinn des Literaturbetriebes vor.

"Wer hat Leo Becker getötet?" Nach dem Bestseller Café Heimat der literarische Gesellschaftsroman von Louise Jacobs.

So die ersten Sätze auf dem Umschlag. Auf der Rückseite der Hinweis, dass Frau Jacobs sich schon früh für Kunst interessierte und für ihren Roman ein Jahr lang in die Leipziger Künstlerszene und die internationale Kunstszene abgetaucht! ist.
Nach der einleitenden Frage könnte man einen Kriminalfall vermuten, der "Künstler" stirbt nach einem Verkehrsunfall, hier ist es Stilmittel, um die Tragik eines Künstlerlebens darzustellen. Bei abgetaucht denke ich unwillkürlich an Terrorismus und Untergrund, diese Szene muss schon etwas besonderes sein, dem Normalbürger nicht zugänglich.

Romane über Künstler sind selten geworden,Thomas Mann, die vorletzte Jahrhundertwende, die Entgegensetzung von Künstler und bürgerlicher Gesellschaft kommen ins Bild. Der große Künstler verkauft sich nicht für Mammon, er achtet nicht auf die Gesetze des Marktes, ihm geht es um die reine Schöpfung, er ist das Genie, unabhängig von der bürgerlichen Scheinwelt. Diese überholte romantische Idee des 19.Jhdt. wird im Roman noch einmal durch gespielt, der Künstler in seiner Zerrissenheit und dem tragischen Ende,s.o. Die Welt verlogen, dargestellt hauptsächlich an der Ehefrau, die ihn auch noch betrügt. Dazu die Umgebung mit Galerien, Eröffnungen, New York und Madrid, der mondäne Betrieb. Dies alles wird ermüdend, förmlich und hölzern ausgebreitet.

"Leo parkte vor dem Edeka in Garz und marschierte durch die Schiebetüren. Es nieselte. Er besorgte Bier, Jack Daniel's, Würstchen im Glas und stellte alles im Korb aufs Laufband." Etwas später: "Der Jack Daniel's schmeckte ihm überhaupt nicht, aber er sorgte für Ruhe in seinem Kopf. Ab und zu trat er an eines seiner Bilder, strich Pinsel ab, mischteFarben."
Vielleicht ist das lakonisch, Mittel von short stories und Kriminalromanen, hier passt es nicht.

Von Wittgenstein stammt der Satz: Ich deute nicht, weil ich mich in diesen Bildern zu Hause fühle.
Ich fühle mich in diesem Roman nicht zu Hause, kein Pulsschlag,
er bereitet mir kein ästhetisches Vergnügen. Meine Regeln der Kunst sind andere.

Wilfried Grünhagen

256 Seiten Gebunden € 17,95 [D], € 18,50 [A], sFr 31,90
ISBN: 9783940813176