Jens Genehr
Die Hölle in Bremen-Farge.
Es ist nun schon fast eine Ewigkeit her, in der diese Geschichte stattfand,
in den Jahren 1943 — 45 im 2.Weltkrieg in Bremen.
Es sollte der sogenannte U-Boot-Bunker mit Tausenden Zwangsarbeitern gebaut werden, von den Zwangsarbeitern sind wiederum Tausende eben durch diesen Bau umgekommen. Die Reste dieses monströsen Bauwerkes sind in Bremen immer noch zu sehen.
Mittlerweile auch ein Denkort mit Archiv. Wie an vielen Orten beginnt die Erinnerungsarbeit in Bremen spät, aufgrund der Initiative einzelner Bürger, z.B. Rainer Habel in den 70er Jahren, es gibt wenige historische Quellen, sie wurden auch bewusst vergessen.
Auch das typisch in Deutschland — die Propaganda von der tollen Aufarbeitung der Geschichte stimmt eben nicht. Auch hier hätte offizielle Unterstützung (Druckkosten!) z.B. von der Landeszentrale für politische Bildung sehr gut getan, Nutzung des Archivs und etwas Nachwort sind nicht viel.

Als Anregung für die Stadt Bremen:
Vorbild für diesen Vorschlag ist Norwegen. Wie wir von dem diesjährigen Partnerland der Frankfurter Buchmesse erfahren konnten, ist es in Norwegen üblich, dass der Staat 1000 Exemplare kauft, die von einem norwegischen Autor geschrieben wurden. Die gekauften Exemplare werden an alle öffentliche Bibliotheken des Landes kostenlos weitergegeben.
Bremen könnte für Deutschland ein Vorbild sein und eine neue Tradition, einer Unterstützung von Autoren und Verlage, die in Bremen ansässig sind, nach Vorbild Norwegens zu starten.
Nun ist also ein Comic im Bremer Kleinverlag Golden Press in Bremen erschienen. Er verarbeitet in Gegenstellung die Fotografien von dem Bremer Fotografen Seubert, offiziell beauftragt von der Marine! Und den Memoiren eines Zwangsarbeiters aus Frankreich, der verschleppt wurde.
Solche Erinnerungen hat man in Deutschland weitgehend vergessen. Diese Innenansichten der Hölle, werden im Comic gut entwickelt. Diese Geschichte vermag mehr zu zeigen als offizielle Dokumente; gegen Missverständnis — ich plädiere für beides!
Im Anhang gibt es zwei typische Episoden, die lachhafte Entnazifizierung des Fotografen, der am Krieg verdient hat, sowie ein Interview bei Radio Bremen mit einem Ingenieur, der die technischen Details ausbreitet, die nach dem Krieg gern in „neutralen" Darstellungen verwendet wurden.
Sonst haben Zeitzeugen in Bremen nichts gewusst, auch wenn die Drohung U-Boot-Bunker allgemein bekannt war, ein Programm der Enthumanisierung rassistisch abgestuft.
Ein auch nach 75 Jahren nötiges Buch, Humanität ist an vielen Orten in Gefahr.

Wilfried Grünhagen im düsteren November 2019

Jens Genehr
Valentin
240 Seiten
Fadenheftung
Hardcover, Leinen
20,6 × 26,8 cm
ISBN 978-3-9819880-5-5